Seborga

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Seborga
Seborga (Italien)
Seborga (Italien)
Staat Italien
Region Ligurien
Provinz Imperia (IM)
Koordinaten 43° 50′ N, 7° 42′ OKoordinaten: 43° 49′ 35″ N, 7° 41′ 40″ O
Höhe 500 m s.l.m.
Fläche 4 km²
Einwohner 281 (31. Dez. 2022)[1]
Postleitzahl 18012
Vorwahl 0184
ISTAT-Nummer 008057
Bezeichnung der Bewohner Seborghini
Schutzpatron San Martino
Website comuneseborga.it

Ortszentrum von Seborga

Seborga ist eine italienische Gemeinde mit 281 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2022) in der Provinz Imperia in Ligurien und ist Mitglied der Vereinigung I borghi più belli d’Italia[2] („Die schönsten Orte Italiens“). Seborga gehört zur Verwaltungsgemeinschaft Berggemeinde Comunità Montana Intemelia. Eine gewisse Bekanntheit erlangte die Gemeinde durch die Proklamation des Fürstentums Seborga im Jahre 1993.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lage von Seborga in Ligurien

Seborga liegt auf ca. 500 m s.l.m. im Hinterland der Blumenriviera, zwischen den Küstenorten Ospedaletti und Bordighera, ca. 45 km westlich der Provinzhauptstadt Imperia. Die Provinzstraße Nr. 57 verbindet Seborga mit Bordighera und der gleichnamigen Abfahrt der Autobahn A 10. Nachbargemeinden sind Ospedaletti, Perinaldo, Sanremo und Vallebona.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Historische Flagge des Fürstentums Seborga (12. Jahrhundert bis 1729)

Ab dem 8. Jahrhundert gehörte das Gebiet von Seborga zur Grafschaft Ventimiglia. Der Ort wurde als Castrum de Sepulchro erstmals im Jahre 954 in einer Urkunde erwähnt. Diese betraf die Abtretung der Ortschaft seitens des Grafen Guido Guerra di Ventimiglia an die Benediktinermönche von Lerins (Frankreich). Die Mönche richteten 1666 eine Münze (zecca) ein und prägten Silbermünzen nach französischem Vorbild (Luigi oder Luigini). Die Prägung wurde jedoch 1687 wieder eingestellt, da die Münzen keine Verbreitung fanden und der Gebrauch in Savoyen (1667) und Piemont (1669) sogar verboten wurde. 1729 wurde das Lehen Seborga von den Benediktinern an das Haus Savoyen unter Viktor Amadeus II. verkauft, wobei die heutige Namensform Seborga in der Verkaufsurkunde zum ersten Mal auftaucht. Zusammen mit dem Gebiet der heutigen Provinz Imperia wurde Seborga somit Teil des Königreichs Sardinien-Piemont und ab 1860 Teil des Italienischen Staates. Am 9. September 1944 wurden mehrere Gebäude von Seborga bei Kämpfen zwischen der Wehrmacht und italienischen Partisanen schwer beschädigt.

Wirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gemeinde Seborga lebt vor allem von der Landwirtschaft (Olivenanbau, Blumen, speziell gelbe Mimosen und Ginster) sowie vom Tourismus.

Fürstentum Seborga[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine Gruppe um den Floristikunternehmer Giorgio Carbone († November 2009) versuchte seit den 1960er Jahren mittels historischer Dokumente nachzuweisen, dass Seborga weder beim Wiener Kongress noch bei der Gründung der Italienischen Republik 1946 einer Staatsmacht unterstellt wurde und daher völkerrechtlich nicht dem italienischen Staat angehöre. Seborga habe daher den mittelalterlichen Status eines Fürstentums (principato) bis heute behalten. Carbone ließ sich in Giorgio I, Principe di Seborga (Georg I., Fürst von Seborga), umbenennen. 1993 rief er das Fürstentum Seborga aus und ernannte eine Regierung. Italien hat die Unabhängigkeitserklärung nie ernst genommen und keine rechtlichen Schritte dagegen unternommen. Die italienische Rechtsordnung ist in der Gemeinde im Gesamtumfang gültig. Seborga hat ein Konsulat in Nigeria und Brasilien und wird von anderen, international ebenfalls nicht anerkannten Mikronationen als souverän angesehen.

Die kleine Gemeinde profitierte jedoch touristisch von dem Bekanntheitsgrad, den sie durch die Medienberichte über die Unabhängigkeit erhielt. Zwischen 1994 und 1996 wurde in Seborga eine Kopie der alten Währung, der Luigino, geprägt, der als Ersatzwährung von Geschäften innerhalb Seborgas akzeptiert wird, jedoch kein gesetzliches Zahlungsmittel darstellt. Daneben werden weitere Souvenirartikel des Fürstentums wie nichtamtliche Briefmarken, Autokennzeichen und Ausweise ausgegeben, die nur in anderen Mikronationen anerkannt sind. Des Weiteren unterhält das Fürstentum eine eigene kleine, inoffizielle Polizeieinheit aus Freiwilligen (Corpo delle Guardie, ursprünglich „Ritter von St Bernard“). Sie tragen eine blau-weiße Uniform mit der Flagge des Fürstentums als Schulterabzeichen, patrouillieren die Straßen und bewachen die Mitglieder der Fürstenfamilie. Während der Touristen-Saison stehen sie zudem Wache am Grenzübergang zu Italien.

Ab 2010 hieß der auf sieben Jahre gewählte neue „erste Mann im Staat“ Marcello Menegatto.[3] Er plante, ein Fünf-Sterne-Hotel und einen Golfplatz bauen zu lassen.[4] Im April 2017 wurde Menegatto für eine weitere siebenjährige „Amtszeit“ wiedergewählt.[5] 2018 trat Marcello I. unvermittelt zurück. Bei der Wahl eines Nachfolgers im November 2019 trat seine Ex-Frau Nina Döbler-Menegatto – eine gebürtige Allgäuerin aus Kempten – gegen die Tochter von Giorgio I. an, gewann mit überwältigender Mehrheit und ist nun für sieben Jahre gewählt.[6]

Ein Deutscher aus Tübingen, der sich als „Seine Majestät König Marduk“ oder „H.M. King Marduk I.“ über die Jahre mehrfach auch andernorts schon mit Gebietsansprüchen gemeldet hat, zählt auch Seborga zu seinem "Königreich Marduk" bzw. "State Union".[7]

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Chiesa di San Martino

Der Ort zeigt eine mittelalterliche Stadtanlage auf annähernd dreieckigem Grundriss. Reste der Stadtmauer mit vier Zugangstoren sind erhalten.

Am zentralen Platz des Ortes liegt die dem heiligen Martin geweihte Parochialkirche (Chiesa parrocchiale di San Martino), die zwischen dem 16. und 17. Jahrhundert errichtet wurde. Die barocke Fassade mit Wandgemälden von 1928 wurde 2006 restauriert. Daneben befindet sich der Palazzo dei monaci, ein Gebäude, das 1607 von den Benediktinermönchen als Residenz für Aufenthalte in Seborga erworben wurde. Es befindet sich heute in Privatbesitz. Hinweise auf die Münzprägung sind im unteren Teil des Gebäudes erhalten. Eine kleine Betkapelle, das Oratorio di San Bernardo aus dem 13. Jahrhundert, befindet sich am Ortseingang.

Regelmäßige Veranstaltungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Festa di San Sebastiano – Fest am 20. Januar
  • Festa di Primavera – Fest zu Ostern
  • Festa di San Bernardo – Fest am 20. August mit folkloristischem Umzug
  • Festa di San Martino – Fest des Ortspatrons am 11. November mit Prozession

Städtepartnerschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Seborga – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Andrea Gandolfo: La provincia di Imperia: storia, arti, tradizioni, BLU Edizioni, 2005; ISBN 88-7904-011-1.
  • Oliver Lück: Neues vom Nachbarn, rororo Taschenbücher, Rowohlt Taschenbuch Verlag, Mai 2012; ISBN 3-499-62841-4.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Bilancio demografico e popolazione residente per sesso al 31 dicembre 2022. ISTAT. (Bevölkerungsstatistiken des Istituto Nazionale di Statistica, Stand 31. Dezember 2022).
  2. I borghi più belli d’Italia. Borghipiubelliditalia.it, abgerufen am 25. Juli 2017 (italienisch).
  3. Tiny Italian principality announces new monarch called ‘His Tremendousness’. The Telegraph, 27. April 2010, abgerufen am 18. Juli 2018
  4. Seborga in Ligurien: Ein Prinz, 300 Untertanen. SPIEGEL Online 31. Mai 2012
  5. Seborga: Das kleinste Fürstentum Europas, sueddeutsche.de, 7. Oktober 2017, abgerufen am 18. Juli 2018
  6. Plötzlich Prinzessin! Nina Menegatto neue Regentin von Seborga. In: Bild. Axel Springer SE, 16. Juli 2020, abgerufen am 30. August 2021.
  7. Melanie Hanz: Königreich der sieben Inseln. In: Nordwest-Zeitung. 31. Dezember 2013, abgerufen am 7. Juni 2020.