Tortoreto

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Tortoreto
Tortoreto (Italien)
Tortoreto (Italien)
Staat Italien
Region Abruzzen
Provinz Teramo (TE)
Koordinaten 42° 48′ N, 13° 55′ OKoordinaten: 42° 48′ 0″ N, 13° 55′ 0″ O
Höhe 239 m s.l.m.
Fläche 23 km²
Einwohner 11.846 (31. Dez. 2022)[1]
Postleitzahl 64018
Vorwahl 0861
ISTAT-Nummer 067044
Bezeichnung der Bewohner Tortoretani
Schutzpatron San Nicola di Bari (6. Dezember)
Website Tortoreto

Blick auf Tortoreto Lido

Tortoreto ist eine italienische Gemeinde mit 11.846 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2022) in der Provinz Teramo in der Region Abruzzen.

Geografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zu den Ortsteilen (Fraktionen) zählen Tortoreto Alto, Tortoreto Lido, Cavatassi, Salino und Terrabianca.

Die Nachbargemeinden sind: Alba Adriatica, Corropoli, Giulianova, Mosciano Sant’Angelo und Sant’Omero.

Tortoreto liegt rund 43 km von der Provinzhauptstadt Teramo und 4 km von der Adriaküste entfernt. Der Ortsteil Salino wird vom Fluss Salinello durchflossen. Die Gemeinde ist gut an die Strada Statale 16 Adriatica, A14 und die Europastraße 55 angebunden.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Gebiet der beiden Gemeinden Corropoli und Tortoreto wurden bei Ausgrabungen mehrere Überreste der Dörfer und Hütten aus der Bronzezeit entdeckt. Zur Römerzeit wurde die Siedlung Castrum Salina errichtet. Im Mittelalter wurden in der Umgebung zahlreiche Kirchen errichtet. Im 16. Jahrhundert stand die Ortschaft unter spanischer Herrschaft, später nahm das Königreich Neapel die Siedlung in Besitz. Um 1800, während Napoleon Bonaparte Italien und weite Teile Europas eroberte, fiel auch Tortoreto in französische Hände. Die Franzosen plünderten die Gemeinde, beschädigten die Kirchen und stahlen wichtige Kunstwerke und Dokumente.

Nach dem Kriegseintritt Italiens im Juni 1940 errichtete das faschistische Regime in Tortoreto ein Internierungslager (campo di concentramento bzw. campo per l'internamento civile). Es bestand aus einem zentral gelegenen privaten Wohnhaus – der Casa De Fabritiis – und einem abgelegenen Landhaus – der Casa Tonelli –, die zusammen 100 Internierte aufnehmen konnten. Im September 1940 befanden sich 103, im August 1942 114 Insassen in Tortoreto, meist ausländische Juden, Angehörige der slawischen Minderheiten in den italienischen Grenzprovinzen und Jugoslawen aus den von Italien besetzten und annektierten Gebieten. Die sanitären Verhältnisse und die Trinkwasserversorgung ließen zu wünschen übrig. Im Mai 1943 wurden die Internierten auf andere Lager verteilt.

Ein ehemaliger Internierter, Saul Steinberg, wanderte nach dem Krieg in die Vereinigten Staaten aus und machte sich als Karikaturist und Zeichner beim New Yorker einen Namen.[2]

Während des Zweiten Weltkriegs wurden Tortoreto Lido und der Bahnhof in Tortoreto fast vollständig zerstört.

Im Jahr 1956 wurde die Gemeinde geteilt und Alba Adriatica, das zuvor zu Tortoreto gehörte, als eigenständige Gemeinde ausgegliedert.

Bevölkerungsentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr 1861 1881 1901 1921 1936 1951 1971 1991 2001 2016
Einwohner 2.541 3.805 4.236 5.082 4.493 4.647 4.889 7.040 7.836 11.622

Quelle: ISTAT

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Die Kirchen Chiesa parrocchiale di San Nicola und Chiesa di Sant’Agostino

Wirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Wirtschaft von Tortoreto ist im Sommer stark vom Tourismus abhängig. Die naheliegende Adriaküste gilt als beliebter Badeort. Wichtige Faktoren für die lokale Wirtschaft sind zudem die Küstenfischerei, das Gewerbegebiet im Zentrum, die Möbel- und Metallfabriken sowie das Gastgewerbe.

In der Gemeinde werden Reben der Sorte Montepulciano für den DOC-Wein Montepulciano d’Abruzzo angebaut.

Söhne und Töchter der Gemeinde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Tortoreto – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Bilancio demografico e popolazione residente per sesso al 31 dicembre 2022. ISTAT. (Bevölkerungsstatistiken des Istituto Nazionale di Statistica, Stand 31. Dezember 2022).
  2. Carlo Spartaco Capogreco, I campi del duce. L’internamento civile nell’Italia fascista (1940–1943), Torino 2004 (Einaudi), S. 222–223; Klaus Voigt, Zuflucht auf Widerruf. Exil in Italien 1933–1945 (Band 2), Stuttgart 1993 (Klett-Cotta), S. 67–68>>